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DIE SCHWARZE MASKE
(Krzysztof Penderecki)
Besuch am
31. März 2016
(Einmaliges Gastspiel)
Als Krzysztof Penderecki 2013 80 Jahre alt wurde, spielte die in Gdansk beheimatete Opera Bałtycka zu diesem Jubiläum seine bislang letzte Oper Ubu Rex. Nur drei Jahre später folgt nun das davor entstandene Bühnenwerk Die Schwarze Maske. Es ist ein Wunschstück von Operndirektor Marek Weiss, der sich mit dieser ambitionierten Inszenierung nach knapp zehnjährigem Wirken von Gdansk verabschiedet. Dass er dabei auf die Aufgeschlossenheit des hiesigen Publikums bauen kann, beweisen die bisher ausverkauften Vorstellungen. Auch in Warschau, wo die Produktion am Ende des österlichen Beethovenfestivals gastiert, ist das große Opernhaus gut besucht.
Die Schwarze Maske wurde1991 in Salzburg uraufgeführt. Sie basiert auf dem gleichnamigen Drama von Gerhart Hauptmann, dessen Text Penderecki selbst gekürzt und für seine Oper eingerichtet hat. Ausgangspunkt ist ein Gastmahl kurz nach dem 30-jährigen Krieg, zu dem das Bürgermeisterpaar eines schlesischen Städtchens eingeladen hat. Dabei führt die buntgewürfelte Gesellschaft Diskussionen über ihre unterschiedlichen religiösen Ansichten und Weltanschauungen. Doch eigentliches Thema ist die dunkle Vergangenheit der Bürgermeisterfrau Benigna und ihr Verhältnis zu einem Farbigen, mit dem sie auch eine Tochter hat. Er taucht während der Streitgespräche plötzlich maskiert auf, mit der Folge, dass ein Gast, Benigna und ihr Mann zu Tode kommen. Ob durch eigene oder Mörderhand oder gar durch die in dieser Zeit wütende Pest, bleibt offen.
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Die schwarze Maske ist inszenatorisch eine Herausforderung, weil sich der Inhalt durch die komplexe Konversation der vielen Figuren – es sind insgesamt 16 – nicht leicht erschließt. Auch die nuancierte Personenregie von Marek Weiss kann manch Verständnisproblem nicht verhindern. Als Gesamtheit aber ist der Abend sehr sehenswert. Weiss zeigt einen Totentanz, der sich von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis in die Gegenwart erstreckt, und deutet den heutigen Terror als Folge des damaligen Kolonialismus. Die von Hanna Szymczak entworfenen prächtigen Kostüme und das Dekor im historischen Stil, beides eine Augenweide, könnten einem alten Gemälde entstammen, doch die vermeintlich ferne Vergangenheit wechselt im Finale abrupt ins Heute: IS-Krieger drängen auf die Bühne und meucheln die in heutiger Alltagskleidung auftretenden Choristen.
Interessant wird die Aufführung zusätzlich durch ihre ungewöhnliche Bühnenanordnung. Die Aktionen finden an der Rampe statt, dahinter ist das Orchester auf einer Treppe erhöht postiert. Akustisch wird viel geboten: Zu dem großen Klangkörper gesellt sich ein kleinerer, der auf der Seitenbühne historische Karnevals- und Tanzmusik spielt, der Chor klagt vom Rang aus, bedrohlich klingen Glockenspiel und Orgel aus dem Off. Der musikalische Leiter Szymon Morus, unterstützt von Adi Bar als Co-Dirigenten für die Solisteneinsätze, steuert umsichtig und auf klare Struktur bedacht durch Pendereckis stilistisch schillernde Partitur. Ein pauschales Lob verdienen die souverän ihre vertrackten Partien meisternden Solisten mit Sylwester Kostecki und Katarzyna Hołysz als Bürgermeisterpaar an der Spitze.
Am Ende große Zustimmung und standing ovations für den anwesenden Penderecki. Der kündigt im Publikumsgespräch ein neues Opernprojekt nach der griechischen Tragödie Phädra an.
Karin Coper