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ACIS UND GALATEA
(Marc Minkowski)
Besuch am
29. Januar 2016
(Einmalige Aufführung)
Es hat schon einen ganz besonderen Reiz, an einem Abend ein und demselben Werk im Original und dann in gleich zwei unterschiedlichen Bearbeitungen lauschen zu können. Die Mozartwoche und Marc Minkowski, der die Zusammenstellung übernommen hat, machen es möglich, dass Acis und Galatea, eine Masque, eine Pastoraloper von Georg Friedrich Händel, ganz puristisch und dann in den Bearbeitungen von Wolfgang Amadeus Mozart und Felix Mendelssohn Bartholdy erklingen kann. Wobei Mozart gleich zu Beginn mit der Ouvertüre und der Einleitung zum zweiten Teil und zwei von ihm bearbeiteten Teilen aus zwei Concerti grossi von Händel fast etwas zu kurz kommt.
Herz, der süßen Liebe Bild, werde nun zur Quelle mild: Es ist eine wunderbare, hochempfindsame Stelle, wenn die Nymphe Galatea ihren vom Zyklopen Polyphem aus Eifersucht getöteten Geliebten Acis zum Finale in einen sprudelnden Quell verwandelt und ihm damit die Unsterblichkeit sichert. Vor allem dann, wenn Julie Fuchs mit ihrem glasklaren Sopran jede Phrase so innig und nuancenreich ausformt. Und das während des gesamten, auf den Metamorphosen von Ovid basierenden Werkes.
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In der Bearbeitung von Felix Mendelssohn Bartholdy, der dem Werk üppige, jugendlich ungehemmte Farbenpracht beschert, kann man im Haus für Mozart mit weiteren sängerischen, ebenfalls wortdeutlichen Highlights aufzuwarten: So verfügt Colin Balzer als Acis über einen in allen Lagen gepflegten, feinen Tenor. Mächtig und edel wie auch mit unendlicher Basstiefe hört man Peter Rose als Polyphem. Valerio Contaldo ist ein etwas kehliger, aber immer feinsinniger Damon, der dann im Händelschen Original auch den Acis singt. Der Salzburger Bach-Chor, wieder von Alois Glassner bewährt einstudiert, weiß mit Tonreinheit und großer Homogenität zu faszinieren.
Und den Klangteppich für das pure Hörvergnügen bereitet Marc Minkowski mit seinen Les Musiciens du Louvre: Temperamentvoll, tänzelnd, mit befeuernden Gesten, aber auch jede lyrische Phase auskostend, animiert der Dirigent die auf Originalinstrumenten spielenden Musiker, die auf jedes seiner Zeichen sofort reagieren, zu ungemeiner Vitalität, Sensibilität und Differenziertheit.
Der Abend ist nicht nur für das Publikum dann doch etwas zu lang, denn nach der Pause, es sind weitere 90 Minuten das Händelsche Original zu vernehmen, lassen sich einige Unsauberkeiten und hörbare Konzentrationsmängel im nun viel kleiner besetzten Orchester nicht überhören. Beim einfach instrumentierten, intimen, kammermusikalischen Klang des Originals fallen auch die Sänger mit Anna Devin als Galatea, die zwar mit schönem Sopran ausgestattet ist, aber immer wieder dazu neigt, die Töne von unten anzuschleifen, und Samuel Boden als Damon mit hohem Tenor etwas ab. Wohingegen Krzysztof Baczyk als Polyphem mit enormer Basskraft überzeugt.
Trotz des langen Abends jubelt das Publikum stark.
Helmut Christian Mayer