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Aktuelle Aufführungen
DER ZWERG/
DIE VERLOBUNG UNTER DER LATERNE
(Alexander Zemlinsky, Jacques Offenbach)
Besuch am
29. Juni 2016
(Premiere am 23. Juni 2016)
Bereits seit 1990 besteht das Opernstudio des Kärntner Landeskonservatoriums, von Insidern liebevoll Konse genannt, der musikalischen Kaderschmiede des südlichsten österreichischen Bundeslandes. Den Lehrern der drei Gesangsklassen gelingt es dabei auch immer wieder, Sänger und Sängerinnen auszubilden, die auch durchaus international reüssieren können. Zudem werden die hohe Qualität und der enorme Ausbildungsstandard mit schöner Regelmäßigkeit in musikalischen Aufführungen präsentiert. So wie auch dieses Jahr im Konzerthaus Klagenfurt.
Wie meist in der Oper geht es bei den diesmal ausgewählten Werken wieder einmal um die Liebe, um die Liebe in unterschiedlichen Variationen. Das ist es auch, was die beiden Stücke verbindet. Da geht es bei Alexander Zemlinskys Einakter Der Zwerg um die unglückliche Liebe eines missgestalteten Zwerges zu einer Infantin, der erst durch einen Spiegel von seiner Hässlichkeit erfährt, was zu seinem Verzweiflungstod führt. Da geht es in Jacques Offenbachs kurzer Opéra bouffe Die Verlobung unter der Laterne um einen schüchternen Burschen, der plötzlich zwischen drei Frauen steht und zum Schluss seinen wahren Schatzfindet.
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Regisseur Johannes Hanel hat die Stücke ohne irgendwelche Neudeutungen im vorgesehenen Umfeld gelassen, wofür sie erdacht wurden. So ist der Zwerg, der auf Oscar Wildes tragischem Märchen Der Geburtstag der Infantin basiert, als solches sehr berührend zu sehen. Darin hat der selbst kleinwüchsige Komponist autobiographisch seine Beziehung zu seiner Schülerin Alma Mahler-Werfel verarbeitet. Die Verlobung unter der Laterne ist flott, witzig, gewürzt mit Slapsticks inszeniert. Dabei bedient er sich einfachster, praktikabler Einheitskulissen und den passenden, bunten Kostümen, die er selbst gemeinsam mit Armin Gramer entwickelt hat.
Das Ensemble ist von erstaunlich hochstehendem Niveau: Die enorm schwere Partie des Zwerges singt der Koreaner Lee Le Sak mit unglaublich durchschlagskräftigem, sicherem Tenor und perfekten Spitzentönen. Marjetka Lužnik ist die klar singende Infantin Donna Clara. Ihre Lieblingszofe Ghita wird von Urška Plešivčnik sauber gesungen. Mihael Strniša singt profund den Haushofmeister und bei Offenbach den schüchternen Peter. Andreja Krt singt in der Operette die Liese mit wunderbarem Sopran. Ihren Rivalinnen Sara Lešnik sowie Tanja Klančnik hört man ebenfalls gerne zu. Auch die vielen kleineren Partien spielen und singen sehr engagiert und überwiegend von hoher Qualität.
Am Pult des Konse-Orchesters, das aus lauter Studenten des Konservatoriums besteht, steht bei der sehr gelungenen, kammermusikalischen Version bei Zemlinsky Alexei Kornienko, der die spätromantische Musik mit vielen Details und Farben zum Leuchten bringt. Bei Offenbach erlebt man den eifrigen, jungen Dirigenten Edwin Cáceres-Penuela, bei dem man gerne einiges spritziger und flotter erlebt hätte.
Großer Jubel im Publikum. Da kann sich auch Gabriel Lipuš, der Leiter des Operstudios, aus dessen Klasse viele der Sänger stammen, zu Recht über die hohe Qualität freuen. Es ist wieder einmal ein kräftiges Lebenszeichen der jungen Künstler des Konse. Leider wird man auf die nächste Opernproduktion aus budgetären Gründen diesmal ganze zwei Jahre warten müssen.
Helmut Christian Mayer