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Opernproduktionen sind aufwändig und daher schon aus finanziellen Gründen an vielen Theatern kein Thema. Doch auch an Häusern, die kein eigenes Opern-Ensemble besitzen, kann ambitioniertes Musiktheater stattfinden.
So wie am Theater Heilbronn. Werke für Sprechtheater oder Musicals produziert das Haus selbst, bei Musiktheater-Aufführungen ist man jedoch auf Gastspiele angewiesen. Das wiederum heißt noch lange nicht, dass wahllos Produktionen von irgendwelchen Spielstätten eingekauft und übernommen werden. Für Ursula Benzing, die sich seit der Spielzeit 2003/04 als Musikdramaturgin um die Spielplangestaltung in der Sparte Musiktheater kümmert, ist eine überlegte Auswahl zwingend notwendig: „Wir möchten dem Publikum eine möglichst breite Spanne von den Anfängen der Oper bis zu Werken des 20. und 21. Jahrhunderts bieten“.
So stand in dieser Spielzeit unter anderem Wagners Tannhäuser vom Theater Heidelberg und Mozarts Idomeneo vom Theater Oldenburg auf dem Programm. Bei der letztgenannten Produktion machte man sich erstmalig die herausragenden Qualitäten des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn zunutze. „Das Orchester hat einfach eine lange Mozart-Tradition. Und in der Tat habe ich noch nie einen so beseelten Mozart gehört wie bei diesem Idomeneo.“
Auf keinen Fall aber dürfe man dabei die Ansprüche des Publikums aus den Augen verlieren. „Einem Publikum, das noch nie eine Barockoper gehört hat, gleich zu Anfang einen Monteverdi vorzusetzen, wäre vielleicht zu speziell“, sagt Benzing vor dem Hintergrund, dass das Heilbronner Theater auf einen großen Stamm von Abonnenten zurückgreifen kann, der durch seine Sehgewohnheiten 23 Jhare lang bestimmte Erwartungen aufgebaut hat. Ähnliches gilt für die Aufführungen neueren Musiktheaters, auch da müsse das Publikum langsam herangeführt werden. „Denkbar wäre zum Beispiel ein Werk von Janacek, Strawinsky oder Britten .“
Um den Zuschauer an das Werk heranzuführen, gibt es an mehreren Opernabenden einen so genannten „Opernführer live“. „Dieses Angebot wird gerne angenommen, die Leute sind sehr offen für so etwas“, erklärt Ursula Benzing. Um junges Publikum zu gewinnen, besucht Benzing den Musikunterricht an Heilbronner Schulen. Und das ist augenscheinlich auch dringend notwendig. „Vor kurzem habe ich eine Gruppe von 70 Schülern aus dem zwölften Schuljahr gefragt ‚Wer war schon einmal in der Oper?’ Da hat sich ein einziger gemeldet“, muss Benzing resigniert gestehen und ergänzt: „Bei der Frage ‚Wie sollte Oper aussehen, um anzusprechen?’ kam weder von Schülern noch von Lehrern eine Antwort“.
Dennoch sieht Benzing die Nähe zum Publikum größer als in anderen Häusern. Gute Voraussetzungen, auch in Zukunft ambitioniertes Musiktheater in Heilbronn zu präsentieren!
Bochum, 16.3.2005
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