Opernnetz

Kulturmagazin mit Charakter

Foto © N. Angelis

Aktuelle Aufführungen

Grüße aus Spanien und Griechenland

JOURNEY TO ETERNITY
(Evmorfia Metaxaki, Zoe Zeniodi)

Besuch am
8. August 2016
(Einmalige Aufführung)

 

Samos Young Artists Festival,
Pythagorion

Der frühe und unerwartete Tod der Sopranistin Stella Doufexis im Dezember des letzten Jahres traf die Musikwelt wie ein Schock. Seit ihrem letzten Auftritt vor zwei Jahren beim Samos Young Artists Festival war die griechisch-deutsche Sängerin dem ehrgeizigen, von der Schwarz-Stiftung ausgerichteten Musik- und Kulturfest an der griechisch-türkischen Grenzregion eng verbunden. Ihre Offenheit gegenüber anderen Kulturen wies sie als würdige Botschafterin der Philosophie der Stiftung aus, Grenzen welcher Art auch immer überwinden zu helfen.

Sopranistin Evmorfia Metaxaki schloss die letzten vier Jahre ihres Studiums in Berlin bei Doufexis ab. Die Erinnerung an die weltoffene, vitale Lehrerin, die damals kaum älter als ihre Schülerin war, prägt ihren Abend im „antiken Theater“ von Pythagorion. Allerdings nicht belastend, sondern eher beflügelnd im Andenken an eine wertvolle Begegnung mit einer großen Künstlerin.

POINTS OF HONOR
Musik
Gesang
Regie
Bühne
Publikum
Chat-Faktor

Unangenehmer empfindet die junge, derzeit in Lübeck engagierte Sopranistin die auch in späten Abendstunden mit 35 Grad schweißtreibende Hitze. Ihrem Gesang hört man das nicht an, dafür allerdings die nicht perfekt eingestellte Verstärkung im Open-Air-Areal. Den Abend gestaltet die Sängerin mit der vielseitig als Pianistin und Dirigentin zwischen Florida und Griechenland agierenden Partnerin Zoe Zeniodi. Sie präsentieren ein Programm, das schwerpunktmäßig spanische und griechische Gesänge berücksichtigt. Die einzige Ausnahme bilden drei Gesänge von Kurt Weill. Der Surabaya-Song ist angesichts der an Bellini und Rossini geschulten Stimme zwar etwas gewöhnungsbedürftig. Dafür wirkt die technisch sauber geführte, hell klingende Stimme bei zwei ungewöhnlich sanften Liebesliedern des Brecht-Kumpanen für eine angenehme Überraschung.

Foto © N. Angelis

Metaxaki strahlt eine außerordentlich hohe Bühnenpräsenz aus, ohne die Gesänge opernhaft aufzuplustern. Die sieben Canciones Populares Españiolas von Manuel de Falla trägt sie natürlich und dennoch intensiv vor, wobei der fein differenzierte Tonfall der Lieder sicher getroffen wird. Nicht zuletzt mit Hilfe ihrer Partnerin am Klavier, die pianistisch zwar nicht immer perfekt reagiert, sich aber als Mitgestalterin wirkungsvoll einbringt.

Besonders gut kommen der Sängerin natürlich Stücke für einen hohen Sopran entgegen, so dass sich vokal die heikle Vocalise in Form einer Habanera von Maurice Ravel als einer der Höhepunkte des Abends herausstellt. Auf große Gegenliebe beim Publikum stoßen neben dem sehr kultivierten Vortrag des Lara-Schlagers Granada vier Lieder des populären griechischen Komponisten Manos Hadjidakis, die den einheimischen Hörern bestens bekannt zu sein scheinen und reizvolles griechisches Kolorit verströmen. Schließlich hat sich der 1994 verstorbene Komponist auch als Schlager- und Filmkomponist einen Namen gemacht.

Der Besuch des Abends fällt nicht ganz so gut aus wie am Eröffnungstag. Liederabende haben offenbar an Anziehungskraft verloren. Gleichwohl reagieren die Besucher begeistert angesichts des stimmungsvollen Konzerts im Gedenken an eine große Sängerin.

Pedro Obiera