Opernnetz

Kulturmagazin mit Charakter

Foto © Matthias Jung

Aktuelle Aufführungen

Tonne auf, Müll rein, Tonne zu ...

LOLLO
(Elisabeth Naske)

Besuch am
23. April 2016
(Deutsche Erstaufführung)

 

 

Oper Köln, Kinderoper

Eine „Klanggeschichte zum Mitgestalten“ nennt Elisabeth Naske ihr musikalisches Mitmachstück für Kinder von sechs bis neun Jahren, Lollo, das die Kölner Oper jetzt als deutsche Erstaufführung im Deutzer Staatenhaus präsentiert. Als Koproduktion mit dem ZOOM-Kindermuseum Wien und den Bregenzer Festspielen wurde das 90-minütige Experiment zuvor in Österreich gezeigt.

Zur Komposition und Konzeption des Projekts ließ sich Elisabeth Naske von dem gleichnamigen Kinderbuch Lollo von Mira Lobe und Susi Weigel. inspirieren. Dort wurde die Puppe Lollo weggeworfen und findet sich auf einem Müllberg wieder. Zusammen mit anderen ramponierten Spielzeugtieren vom Hasen bis zum Krokodil. Lollo sammelt die Tiere auf, repariert sie und gemeinsam bauen die genesenen Tiere eine Stadt aus Pappschachteln, in der sie wohnen und spielen können.

POINTS OF HONOR
Musik
Gesang
Regie
Bühne
Publikum
Chat-Faktor

Ein zauberhaftes Buch, das Regisseurin Ela Baumann viel Raum für eine fantasievolle Realisierung bietet. Entscheidend ist aber weniger das fertige Produkt, sondern die interaktive Mitwirkung der Kinder.

Foto © Matthias Jung

Auf einem eingegrenzten Areal des Staatenhauses 3 im oberen Stockwerk des derzeitigen Ausweichquartiers der Kölner Oper ist zunächst Basteln angesagt. Unter Anleitung bauen die Kinder aus einfachen Materialien Schlag-, Zupf- und Geräuschinstrumente diverser Art, bevor sie sich vor einer kleinen imaginären Bühne auf den Boden hocken. Auf der ist nur ein Berg aus Müllsäcken zu sehen. Maire-Christiane Nishimwe beginnt mit der Erzählung der Geschichte, wobei sie die Kinder souverän dirigiert, die mit ihren selbstgebauten Instrumenten eine geeignete und vielfältige Geräuschkulisse zu den Episoden bilden.

Nach und nach tauchen die versehrten Puppen aus den Müllbergen auf, während die sympathische Sängerin den Text rezitativisch-singend weiterspinnt, dabei tanzt und steppt und die Kinder ständig zum Mitmachen animiert. Zum gängigen Rhythmus am Anfang „Tonne auf, Müll rein, Tonne zu“ bis zu geräuschhaften Untermalungen. Im dritten Teil des Projekts bauen die Kinder dann für das Finale mit Eifer die Puppenstadt aus den Pappkartons.

Der Einsatz der aus Ruanda stammenden Sängerin Marie-Christiane Nishimwe ist vorbildlich. Unterstützt wird sie lediglich von François de Ribaupierre auf verschiedenen Klarinetteninstrumenten. Beide Partien sind durchkomponiert, wobei vor allem der Klarinettenpart einen starken Improvisationscharakter aufweist. Der erschwert freilich teilweise die Textverständlichkeit der vielseitigen Sängerin und wirkt auf Dauer auch recht eintönig. Hier wäre der Einsatz eines wenigstens kleinen Instrumentalensembles sinnvoll. Nicht zuletzt, um die Kinder deutlicher von den möglichen Reizen des Theaters überzeugen zu können. So wirkte das Ganze wie eine erweitere Märchenstunde und durchaus verdienstvolle Ergänzung zu Bastelarbeiten in Kindergarten und Grundschule. Bezeichnenderweise finden die Folgevorstellungen alle vormittags statt.

Die Kinder sind bei der Premiere hochmotiviert bei der Sache und haben viel Spaß beim Basteln und Zuhören.

Pedro Obiera