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Kulturmagazin mit Charakter

Foto © Tom Jasny

Aktuelle Aufführungen

Schöne Schöpfungsgeschichte

GÖTTER. WIE DIE WELT ENTSTAND
(Subbotnik)

Besuch am
29. November 2016
(Premiere)

 

Forum Freies Theater, Düsseldorf,
Jahnstraße

Wie war das nun eigentlich mit der Entstehung der Welt? Augenzeugenberichte: Fehlanzeige. Zu lange her. Aber es gibt eine ganze Reihe von Spekulationen. Wenn es der Urknall nicht war, könnten es ein oder gar gleich mehrere Götter gewesen sein, die die Erde und den Menschen geschaffen haben. Aber warum hätten sie das tun sollen? Auch hier bis heute keine schlüssigen Erklärungen. Stattdessen Mythen, Mutmaßungen und Meinungen.

Die Performance-Gruppe Subbotnik rollt die ganze Geschichte noch einmal auf und bringt in 75 Minuten ihre eigene Sichtweise auf die Bühne. Subbotnik ist ein Begriff, der aus Sowjetrussland stammt, später in der Deutschen Demokratischen Republik und Finnland übernommen wurde und unbezahlte Arbeitseinsätze am Sonnabend meint. Bei Kornelius Heidebrecht, Martin Kloepfer und Oleg Zhukov, die ihre Kooperation seit 2012 erfolgreich betreiben, möchte man das vielleicht eher als außerordentliches Engagement für die Allgemeinheit übersetzen.

POINTS OF HONOR
Musik
Gesang
Regie
Bühne
Publikum
Chat-Faktor

Jetzt also präsentieren sie Götter. Wie die Welt entstand, den ersten Teil einer noch zu entwickelnden Trilogie, die in Koproduktion mit dem Forum Freies Theater Düsseldorf, dem Theater an der Ruhr Mülheim und dem Freien Werkstatt-Theater Köln entsteht. Erzählt wird die Geschichte von Göttermutter Gaia und ihrer Angehörigen aus Sicht von Zeus, während Prometheus die ersten Menschen erschafft, für sie das Feuer der Götter stiehlt und damit die Weiterentwicklung vorantreibt.

Foto © Tom Jasny

Die Götter entpuppen sich dabei als eine ganz normale Familie, die ihre Machtspielchen untereinander austrägt, während die Menschen sie in ihren Erzählungen in höhere Sphären entrücken.

Für die Menschengruppe hat das Kollektiv einen Laienchor aus Düsseldorfer Bürgern quer durch alle Schichten und Altersgruppen zusammengestellt. Zusätzliche Unterstützung gibt es von Nadja Duesterberg. Auch die Musiker mischen sich in das Geschehen ein, wenn sie nicht gerade an ihren Instrumenten beschäftigt sind. Esra Mutlu zeigt eindrucksvoll, welche Kraft in einer Harfe stecken kann, Henning Nierstenhöfer bedient Posaune und Schlagzeug. Die Musik spielt keine eigenständige Rolle, sondern untermalt sehr gekonnt das Geschehen.

Mit Pappmaché-Masken in Form eines Stier- und eines Hasenkopfes sowie einem goldenen Umhang werden die Götterrollen fantasievoll verdeutlicht. Prometheus bekommt einen Klumpen Ton, aus dem man vortrefflich Menschen gestalten kann. So gelingt eine poetische, humorvolle, modern-theatrale Aufführung, die den Götterglauben kritisch hinterfragt und an der auch Erwachsene durchaus ihren Spaß haben können. In den Folgevorstellungen wird dann sicher auch Gelegenheit sein, die Scheinwerfer so einzustellen, dass sie die Bühne erhellen, ohne das Publikum zu blenden.

Die überwiegend jungen Zuschauer haben viel Spaß an einem außerordentlich gelungenen, intelligent gemachten Stück, das mit viel verdientem Applaus belohnt wird.

Michael S. Zerban